Junge Frau mit Bauhelm, die sich Arbeitshandschuhe anzieht
„Ich will anpacken!“ sagen immer noch zu wenige Jugendliche, wenn es um ihre Berufswahl geht. (Quelle: Pixabay)

Betrieb

20. July 2022 | Teilen auf:

„Runder Tisch“ bei PCI: Was tun für mehr Nachwuchs im Fliesenleger-Handwerk?

Ein Imageproblem, schwierige demografische Entwicklung und schlechte Sichtbarkeit freier Ausbildungsstellen: Das sind für die Teilnehmer des Runden Tischs von PCI die Hauptgründe, warum es dem Handwerk an Nachwuchs fehlt.

Im Rah­men des PCI-Alpencup 2022 veranstaltete PCI Augsburg am 8. Juli eine Diskussionsrunde mit Teilnehmern aus verschiedenen Bereichen zur Nachwuchsproblematik im (Fliesenle­ger-)Handwerk. Dabei wurden in einem gemeinsamen Beschluss drei konkrete Initiativen festgehalten, die nun auf den Weg gebracht werden sollen.

Handwerk, Industrie und Verbände an einem Tisch

Beim von PCI initiierten „Runden Tisch“ tauschten sich Vertreter der Handwerksbetriebe, Indus­trie, Europäischen Union Nationaler Fliesenfachverbände, Handwerkskammer, Nachwuchshandwerker, Fachpresse sowie des Wirtschaftsraums Augs­burg, Fachverbands Fliesen und Naturstein und Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel aus.

Schlechtes Image der Bauberufe

Bei der Ursachenforschung zum Nachwuchsmangel stellten die Teilnehmer neben der demographischen Entwicklung vor allem das Image­problem des (Fliesenleger-)Handwerks in den Vordergrund. So rieten bei­spielsweise Eltern ihren Kindern von der Berufswahl Fliesenleger oder einem Baube­ruf oft generell ab („Unsere Kinder sollen es mal besser haben“). Jugendliche, die dennoch diese Ausbildung wählen möchten, müssten sich in der Schule oder im Freundeskreis rechtfertigen. Dies deckt sich auch mit der Umfrage des Zentralverbands Deutsches Handwerk, in der 61 Prozent der Befragten das soziale Ansehen des Handwerks als eher niedrig empfinden.

„Gemeinschaftliche Initiative mit Breitenwirkung“

Ziel des Runden Tischs war vor allem das Finden von geeigneten Lösungsansätzen. Die Teilnehmer waren der Ansicht, dass es zwar bislang einige vereinzelte Ansätze gibt, aber keine gemeinschaftliche Initiative aller Akteure mit Breitenwirkung. Um das Ansehen des (Fliesenleger-)Handwerks und auch die Sichtbarkeit des Handwerks zu stärken, halten die Teilnehmer eine Imagekampagne, die die Zielgruppe auf die richtige Weise anspricht, für ein geeignetes Mittel. Der Fachverband Fliesen und Naturstein wird das Projekt als Verantwortlicher gemeinsam mit den Beteiligten vorantreiben und die Image-Kampagne 2023 deutschlandweit ausrollen.

Präsenz auf Ausbildungsmessen

Viele Ansätze sind nach Ansicht der Teilnehmer auch zu wenig zielgruppenspezifisch und zu theoretisch. Daher ist eine weitere als wirkungsvoll erachtete Initiative, gemeinsame Auftritte auf den Berufsausbildungsmessen zu organisieren, Musterkoffer und Materia­lien zum Anfassen, Erleben, Mitmachen anzubieten und Azubis als glaubhafte und authentische Berufsbotschafter im Alter der Zielgruppe einzusetzen.

So viele freie Stellen – aber wo?

Nach den Beobachtungen der Teilnehmer ist es für die Jugendlichen oft nicht einfach, einen Überblick zu bekommen, welche Betriebe eigentlich Ausbil­dungsplätze anbieten, denn viele melden diese nicht oder an verschiedenen Stellen. Daher wird der Fachverband Fliesen und Naturstein die Handwerks­kammer dabei unterstützen.

„Wir wissen, dass die Nachwuchsproblematik im Handwerk ein immer größe­res Problem wird. Auch wir als Hersteller in der Industrie sind gefordert, unse­ren Beitrag für die Zukunftssicherung des Handwerks zu leisten. Denn wenn es keine Fliesenleger mehr gibt, kann auch niemand mehr unsere Produkte verarbeiten. Die PCI ist schon seit langem und mit vielen verschiedenen Aktio­nen im Bereich Nachwuchsförderung aktiv“, erklärt Stephan Tschernek, Leiter Marketing PCI Gruppe. „Mit dem Runden Tisch möchten wir so viele Akteure wie möglich zusammenbringen und gemeinschaftliche, konstruktive und reali­sierbare Initiativen auf den Weg bringen. Denn wir sitzen bei diesem Thema alle in einem Boot.“

 

zuletzt editiert am 20.07.2022