Baustelle eines Mehrfamilienhauses
Die Fördermaßnahmen, die die bayerische Staatsregierung bereits in die Wege geleitet hat, reichen nicht aus, so das Aktionsbündnis. (Quelle: Pixabay)

Aktuell 3. August 2023 Ohne Wohnungen keine Fachkräfte

Die Initiative „Impulse für den Wohnungsbau in Bayern“ warnt vor den Folgen des Wohnungsmangels: Durch den dramatischen Einbruch im Wohnungsbau werde es mittelfristig noch schwieriger, Fachkräfte zu bekommen.

Im Krisengespräch mit dem bayrischen Minister für Wohnen, Bau und Verkehr Christian Bernreiter drängen die Aktionsteilnehmer auf politische Maßnahmen. Wohnen sei die entscheidende soziale Frage unserer Zeit. „Denn ohne ein adäquates Angebot an Wohnraum wird es immer schwerer, dringend notwendige Arbeits- und Fachkräfte für den Wirtschaftsstandort Bayern zu gewinnen. Auch für die Bevölkerung insgesamt ist vorhandener und bezahlbarer Wohnraum von sozialer Bedeutung“, so Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der VBW – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.

Das Aktionsbündnis schlägt in einem Positionspapier sieben Maßnahmenpakete vor. Der Fokus liegt dabei auf finanziellen Förderungen und bautechnischen sowie bürokratischen Vereinfachungen. „Derzeit können unsere Mitgliedsunternehmen so gut wie gar nichts mehr an den Mann oder die Frau bringen“, sagt Andreas Eisele, Präsident des Landesverbands Bayern im Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW). Diese Krisenstimmung durchziehe die gesamte Wertschöpfungskette am Bau, beginnend von den Planern über die Baustoffproduzenten und die Bauunternehmen bis hin zu den Vermarktern.

Die Forderungen aus dem Positionspapier

  • Langfristige und transparente Förderinstrumente für den Wohnungsneubau
  • Deutlich höhere Mittelausstattung für den geförderten Mietwohnungsbau durch den Bund
  • Dynamisierte Förderhöhen für Schwellenhaushalte, abhängig von den regionalen Gegebenheiten
  • Mehr Anstrengung bei energetischen Sanierungsmaßnahmen
  • Mobilisierung von Bauland und Umwidmung von Bestandsgebäuden im öffentlichen Bestand
  • Baurecht vereinfachen und Bürokratie abbauen
  • Fachkräftemangel auffangen – auch durch mehr Automatisierung

Wer einmal weg ist, kommt nicht wieder

Der mit dem Nachfragerückgang drohende Kapazitätsabbau in der Bauwirtschaft könne zu einem Verlust an Fachkräften führen, der die demographische Entwicklung nochmals verschärfe, so Andreas Demharter, Hauptgeschäftsführer des Landesverbands Bayerischer Bauinnungen. „Wenn die Mitarbeiter einmal weg sind, dann ist es unheimlich schwierig, diese gut ausgebildeten Leute wieder zurückzuholen, wenn es wieder besser läuft“, befürchtet er.

Ein großes Problem seien kostentreibende Vorschriften, so Professor Dr. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau: „Das Baurecht und die Normen sind an vielen Stellen sehr kompliziert und kostentreibend. Helfen würde eine Experimentierklausel, die es in gewissen Fällen ermöglicht, abweichend von Normen und Standards zu bauen – natürlich, ohne bei den Schutzzielen Abstriche zu machen. Der Gebäudetyp E wäre ein Schritt in die richtige Richtung – einfach und experimentell bauen.“

Die Aktionsgemeinschaft „Impulse für den Wohnungsbau in Bayern“ ist ein Bündnis aus Verbänden der Bau- und Immobilienwirtschaft, Ingenieurekammer, Mieterbund und Gewerkschaft. Wie ihr gleichnamiges Pendant auf Bundesebene weist sie gegenüber den politisch Verantwortlichen auf Defizite und Fehlentwicklungen hin.

zuletzt editiert am 08.08.2023