Traurige Nachrichten aus dem Westerwald: Die Rettung des namhaften Fliesenherstellers Korzilius ist gescheitert. Damit ist das Traditionsunternehmen endgültig insolvent. Die rund 140 Mitarbeiter werden durch eine Transfergesellschaft aufgefangen. (Foto: Korzilius)
Der insolvente Fliesenhersteller Korzilius GmbH mit Sitz in Mogendorf stellt die Produktion von keramischen Bodenfliesen zum 31.01.2013 ein. Der Vertrieb mit Waren aus vorhandenen Lagerbeständen läuft laut einer Pressemitteilung des Insolvenzverwalters Jens Lieser hingegen weiter. Damit sei sichergestellt, dass Kunden mit Waren aus Lagervorräten auch künftig zu attraktiven Preisen beliefert werden und auch Neu-Aufträge abgewickelt werden können, heißt es in der Pressemitteilung.
Trotz monatelanger Verhandlungen hat sich offenbar kein neuer Investor für den insolventen Fliesenhersteller gefunden. Damit sind auch die letzten Hoffnungen auf eine Rettung des Traditionsunternehmens aus dem Westerwald zerschlagen. Von der Insolvenz sind rund 140 Mitarbeiter am Produktionsstandort in Mogendorf betroffen.
Transfergesellschaft für die Mitarbeiter
Aufgefangen wird die schwierige Situation für die rund 140 Mitarbeiter durch die Einrichtung einer Transfergesellschaft, die mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IGBCE ausgehandelt werden konnte und durch die Agentur für Arbeit Montabaur begleitet wird, schreibt der Insolvenzverwalter Jens Lieser in einer Pressemitteilung. Alle betroffenen Mitarbeiter haben demnach die Möglichkeit, für bis zu sechs Monate in eine sogenannte Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (BQG) zu wechseln. „Das bedeutet, dass aktuell kein Mitarbeiter arbeitslos wird“, so der Insolvenzverwalter.
Die Transfergesellschaften verfolgen in enger Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit das Ziel, von Arbeitslosigkeit bedrohte Mitarbeiter so schnell wie möglich wieder in neue Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln, heißt es in der Pressemitteilung. „Wir hoffen, angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation des Unternehmens, den Mitarbeitern durch den Wechsel in eine Transfergesellschaft eine realistische Chance auf eine neue berufliche Perspektive zu bieten“, sagt Friedhelm Lindner, Betriebsratsvorsitzender des Unternehmens.
Insolvenzverwalter Jens Lieser aus Koblenz, der das Unternehmen seit Insolvenzantragstellung Ende Oktober 2012 fortgeführt hatte, sah sich nach eigenen Angaben zu diesem Schritt gezwungen, nachdem er alle Möglichkeiten ausgeschöpft hatte, das Traditionsunternehmen zu sanieren und fortzuführen. „Ich bedauere diese Entwicklung sehr, sehe allerdings aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation keine Möglichkeit, die Produktion weiter fortzuführen“, sagte Lieser.
Mindestfertigungsumsatz seit Jahren nicht erreicht
Das Fliesenwerk Korzilius sei auf einen bestimmten Mindestfertigungsumsatz ausgelegt, den das Unternehmen seit 2008 nicht mehr erzielt habe, erklärt der Insolvenzverwalter. Die Verluste konnten demnach in der Vergangenheit nur durch neues Kapital der polnischen Investoren abgefedert werden. Nachdem die Gesellschafter nicht mehr bereit waren, die Verlustfinanzierung hinzunehmen, musste der Fliesenhersteller Insolvenz anmelden (wir berichteten). Auch im Rahmen der Betriebsfortführung konnte der notwendige Mindestumsatz laut Lieser nicht erreicht werden.
Diese Situation wäre nur durch einen strategischen Investor zu schließen gewesen, der für eine zusätzliche Auslastung bei Korzilius gesorgt hätte, heißt es in der Pressemitteilung. Und weiter: „Alle erfolgversprechenden Gespräche sind von den potentiellen Investoren abgebrochen worden, weil sie sich außerstande sahen, die von Korzilius benötigte Auslastungsgröße zu erreichen.“ Zusätzlich erschwert worden sei die Situation durch die rückläufige Nachfrage und den verschärften Wettbewerb im Bereich der Herstellung von Wand- und Bodenfliesen.
Die Vorgeschichte
Nachdem die polnischen Gesellschafter nicht mehr bereit waren, Verluste zu finanzieren, musste Korzilius bereits am 24. Oktober 2012 beim Amtsgericht Montabaur einen Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit stellen. Produktion, Geschäftsbetrieb und Vertrieb liefen aber auch danach noch uneingeschränkt weiter, bis zum Jahresende 2012 sollte das Insolvenzgeld die Löhne und Gehälter der rund 150 Mitarbeiter am Standort Mogendorf sichern. Mitte Januar 2013 hatte das Unternehmen sich und seine Produkte noch auf der BAU in München präsentiert.
Bereits wenige Tage nach dem Insolvenzantrag nahm der Koblenzer Rechtsanwalt Jens Lieser als vorläufiger Insolvenzverwalter Verhandlungen mit möglichen Interessenten auf. „Ich werde alle Möglichkeiten nutzen, um den Traditionshersteller zu sanieren“, sagte er damals. Der Fliesenmarkt sei hart umkämpft und Korzilius agiere in einem schwierigen Marktumfeld. Aufgrund des harten in- und ausländischen Wettbewerbs habe der Traditionshersteller die insbesondere im Auslandsgeschäft erwarteten Umsätze nicht mehr erzielen können, hieß es im Oktober 2012 zur Begründung der Insolvenz. Seit 2008 gehört die Korzilius GmbH zwei polnischen Familien, die ihrerseits an weiteren polnischen Keramikfirmen beteiligt sind.
Probleme schon in der Vergangenheit
Der Insolvenzantrag vom Oktober war nicht der erste für Korzilius: Schon Anfang Januar 2008 musste das Unternehmen einen solchen Antrag stellen. Aus dem Kreis der fünf Interessenten für eine Übernahme erhielt schließlich die polnische Tubadzin-Gruppe den Zuschlag. Daraufhin entstand zum 1. April 2008 die neue Korzilius-Gesellschaft, deren Geschäftsleitung Dieter Klärner übernahm. Die Tubadzin-Gruppe, hinter der sich die beiden Besitzer Andrzej Wodzynski und Barbara Kazmierska verbargen, investierte am Standort Mogendorf eine siebenstellige Summe und baute den Mitarbeiterstamm von 140 auf 150 aus.
Schon zum Jahreswechsel 2004/2005 geriet der Traditionshersteller in unruhiges Fahrwasser: Aufgrund der damals angespannten Situation wurde ein Teil der Betriebseinrichtungen stillgelegt, was zu einer Kündigung von 65 der damals 225 Mitarbeiter führte. Begleitet wurden diese Restrukturierungs-Versuche von der Installation eines externen Interimsmanagers, der als Mitglied und Sprecher der Geschäftsführung fungierte. Guido Engelbrecht blieb für rund ein Jahr in dieser Funktion, bis er nach erfolgreicher Bilanz der von ihm eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen seine Position innerhalb des Unternehmens planmäßig abgab. Anfang 2006 übernahm Dieter Klärner gemeinsam mit Stefan Korzilius die Geschäftsführung, aus der Klärner im Herbst 2007 ausschied.