Das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum hat ein Paket mit über 180 Punkten vorgestellt, mit dem das Ziel der Bundesregierung, jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen zu schaffen, realisiert werden soll.
Bezahlbares, klimagerechtes und lebenswertes Wohnen zu schaffen ist der Arbeitsauftrag des Bündnisses bezahlbarer Wohnraum, in dem sich Bund, Länder, Verbände, Gewerkschaften und Umwelt-, Verbraucherschutz- und Sozialverbände im Auftrag der Bundesregierung per Koalitionsvertrag zusammengefunden haben. Nach sechs Monaten hat das Bündnis nun sein Maßnahmenpaket für eine „Bau-, Investitions- und Innovationsoffensive" vorgestellt.
Das sind die wichtigsten Vorhaben aus dem umfangreichen Plan:
- Mehr Geld für sozialen Wohnungsbau: Der Bund stellt bis 2026 14,5 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau bereit, die Länder schießen eigene Haushaltsmittel zu.
- Schneller bauen mit digitalen Prozessen: Planen und Bauen soll beschleunigt werden, indem digital erstellte Planungs- und Projektanträge von überall aus bei den zuständigen Stellen eingereicht werden können. Es soll bundesweit möglich sein, einen digitalen Bauantrag zu stellen.
- Mehr serielles und modulares Bauen: Bereits erteilte Typengenehmigungen sollen künftig bundesweit gelten.
- Bauland mobilisieren: Kommunale und regionale Baufonds sollen den Kommunen helfen, Boden zu bevorraten. Digitale Kataster sollen zeigen, wo Bauland vorhanden ist.
- Baukosten eindämmen: Normen und Standards sollen überprüft werden, es soll stärker zwischen Qualität und Bezahlbarkeit abgewogen werden.
- Ressourcenschonenderes Bauen: Die CO2-Reduktion im gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes soll stärker in den Fokus rücken. Es sollen mehr Recyclingbaustoffe eingesetzt werden. Um die Versorgung mit Baustoffen zu sichern, wird geprüft, ob deutsche Produkte vermehrt eingesetzt werden sollen.
Für den Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) ist dies ein „guter Auftakt“. Der soziale Wohnungsbau müsse oberste Priorität bekommen. Dazu sagt ZDB-Präsident Reinhard Quast: „Neben einem verbesserten Förderrahmen brauchen wir auch eine Verkürzung der Bearbeitungsfristen in Planungs- und Genehmigungsverfahren durch schnellere Entscheidungen und verbesserte Koordination der zuständigen Stellen, eine Stellenoffensive der öffentlichen Hand bis hin zu einer stärkeren Digitalisierung der Prozesse.“
Und er geht noch einen Schritt weiter und appelliert an alle Beteiligten: „Diese von uns allen Beteiligten erarbeiteten und abgestimmten Vorschläge müssen jetzt auch schnellstmöglich umgesetzt werden. Hier sehen wir uns als Wertschöpfungskette Bau in der Pflicht, den Kapazitätsaufbau weiter fortzusetzen.“
Serielles bauen für ZDB „Nischenthema“
Insgesamt habe die Bauwirtschaft in den letzten zehn Jahren mehr als 200.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zusätzlich eingestellt sowie die Zahl der Auszubildenden um rund 25 Prozent gesteigert. Das sei nicht zuletzt den Betrieben des deutschen Baugewerbes zu verdanken, denn sie seien es, die rund 75 Prozent der Arbeitnehmer beschäftigen und 80 Prozent der jungen Leute ausbilden. Nur so seien sie in der Lage, 85 Prozent des Wohnungsbaus in Deutschland zu leisten. „Aus unserer Sicht ist das serielle Bauen daher weiterhin ein Nischenthema, das die Probleme im Wohnungsbau nicht lösen wird“, so Quast.
Schwerpunkt sozialer Wohnungsbau
Ein besonderes Augenmerk legt Quast auf den sozialen Wohnungsbau. Denn in den beiden vergangenen Jahren wurden jeweils weniger als 25.000 Wohnungen bewilligt. „Das ist eindeutig zu wenig.“ Daher ist es aus seiner Sicht auch richtig, die Bundesmittel dafür von derzeit zwei Milliarden Euro auf 3,5 Milliarden Euro zu erhöhen.
Und weil der soziale Aspekt vordringlich ist, sollen die Mittel hier auch für den EH-55-Standard eingesetzt werden können: Besser eine Förderung, mit der tatsächlich mehr Wohnungen an den Markt kommen, als eine zu ambitionierte Förderung, die das nicht leistet. „Also lieber eine geförderte EH-55-Wohnung als eine nicht-gebaute EH-40-Wohnung!“ So der ZDB-Präsident abschließend.