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Einbau eines Duschboards (Fotos: Botament)

Ausbau 11. November 2020 Gut geplant ist halb gebaut

Bereits seit einiger Zeit liegen bodengleiche Duschen stark im Trend. Schließlich bieten sie sowohl unter ästhetischen als auch unter praktischen Gesichtspunkten zahlreiche Vorteile. Entsprechend entscheiden sich immer mehr Bauherren und Planer bei der Konzeption eines neuen oder renovierten Badezimmers für eine solche Lösung. Doch die will richtig geplant sein, wie der folgende Beitrag beweist. (Fotos: Botament)

Bevor die bodengleichen Duschen Einzug in die privaten Bäder hielten, waren Sie vor allem den öffentlichen Bereichen in Sportstätten und Wellness-Einrichtungen vorbehalten. Da sie zudem barrierefreies Duschen ermöglichen, gehören sie längst auch in den Sanitärräumen von Krankenhäusern oder Hotels zur Standardausstattung. Darüber hinaus werden sie mittlerweile aus optischen und gestalterischen Gründen immer häufiger im privaten Wohnungsbau eingesetzt, da sie einen durchgehend homogenen Bodenbelag ermöglichen, wodurch der Duschbereich fließend in den Raum übergeht und das Bad größer erscheint. Dabei ist entweder die Duschwanne in den Boden eingelassen, sodass keine Stufe mehr überwunden werden muss, oder die Dusche besitzt gar keine Duschwanne mehr, sondern ist mit dem erforderlichen Gefälle zum Abfluss hin wie der Rest des Bads gefliest.

Koordination ist wichtig

Für die Entwässerung stehen dem Fliesenleger unterschiedliche Systeme zur Verfügung – je nach Kundenwunsch und Rahmenbedingungen des Einbaus auf der Baustelle. Das reicht vom klassischen Punktablauf über die Linienentwässerung mit gefliester Abdeckung bis hin zu Duschboard-Systemen. Egal, welche Variante zum Tragen kommen soll: Ein entscheidender Punkt für eine zufriedenstellende Gesamtlösung ist die Koordination der Schnittstelle zwischen Installateur und Fliesenleger. Immer wieder kommt es vor, dass der Fliesenleger zur Baustelle kommt und dort einen Bodenablauf ohne jegliche Beschreibung vorfindet, wie und wo die Abdichtung angeschlossen werden muss. Doch wenn der Installateur dem Bauherrn das entsprechende System verkauft hat, muss er dafür Sorge tragen, dass dessen sicherer Einbau gewährleistet werden kann.

Abläufe richtig setzen

Weitere „Fallen“ können im Bereich der Abläufe auf den Handwerker warten. Insbesondere Bodenabläufe ohne werkseitig angebrachte Dichtmanschetten erfordern ein besonderes Augenmerk auf die Einbauanleitung, da die Klebeflansche besonders gereinigt werden müssen oder die selbstklebenden Dichtbänder gesondert abgedichtet werden müssen. Es liegt in der Natur der Sache, dass fertig konfektionierte Duschboards gegenüber dem klassischen Ablauf klare Vorteile beim Handling haben. Schließlich wurde bei ihnen das Ablaufsystem schon werkseitig eingedichtet, sodass man ausschließlich die Randbereiche mit einem entsprechenden Dichtband versehen muss. Ein weiterer Vorteil solcher Duschboards ist ihre absolut planebene Oberfläche, die bereits das ideal austarierte Gefälle aufweist.

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Einarbeiten der werkseitig angebrachten Dichtmanschette in die Verbundabdichtung

Der richtige Mörtel

Bei der Auswahl des Estrichmörtels und des Abdichtungsstoffs bis hin zum Klebemörtel sollte man besonders Trocknungszeiten beachten und gewährleisten, dass die Produkte ausreichend Zeit zum benötigten Abbinden erhalten. Gerade in der Sanierung/Modernisierung greift man besser zu schnell abbindenden Produkten, deren Vorteil eine deutliche Verkürzung der Wartezeiten zwischen den einzelnen Arbeitsschritten ist. Wenn dagegen normal abbindende Verlegemörtel verarbeitet werden, die gleichzeitig als Ausgleichsmörtel Verwendung finden, kann es zu Verfärbungen der Fugen kommen. Die Verlegemörtel konnten dann in der Regel nicht ausreichend abbinden und wurden viel zu früh mit Wasser und Reinigungsmittel beaufschlagt.

Doch mitunter gibt es nach einiger Zeit Reklamationen seitens des Kunden, weil sich Verfärbungen an Stellen zeigen, die außerhalb des Duschbereichs liegen und praktisch nie mit Wasser beaufschlagt werden. Bei einem gemeinsamen Begehungstermin stellt man nach dem Öffnen der Fliese fest, dass der darunterliegende Verlegemörtel deutlich durchfeuchtet ist. Das ist auf kapillar angezogenes Wasser aus dem Duschbereich zurückzuführen. Um solche Probleme zu vermeiden, sollte man den Einsatz einer kapillaren Sperre in Erwägung ziehen. Dabei gibt es unterschied-
liche Möglichkeiten. Eine einfache und effektive Lösung ist der Einsatz eines MS-Polymers.
Dazu wird im ersten Schritt nur der Badezimmerboden verlegt.

Im Anschluss wird die Fliesenkante inklusive Verlegemörtel mit einen MS-Polymer versiegelt, das nach dem Aushärten als kapillare Sperre fungiert und so verhindert, dass Wasser aus dem Duschbereich unter dem Fliesenbelag herauswandern kann. Erst danach wendet man sich dem Duschbereich zu, der somit vom restlichen Badezimmerboden kapillar sauber getrennt ist.

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Erstellung eines Estrichs mit Gefälle hin zur Edelstahllinienentwässerung

Sicheres Verfugen

Geht es nach abgeschlossenem Einbau schließlich an das Verfugen, stehen dem Fliesenleger neben den bekannten zementären Fugenmörteln auch solche auf Epoxidharzbasis zur Verfügung. Dabei ist die Verarbeitung von Epoxidharzfugenmörteln der neuen Generation nicht mehr mit der vergangener Tage zu vergleichen. Die großen Vorteile einer Epoxidharzfuge sind sicherlich ihre Farbstabilität und ihre hohe Beständigkeit gegenüber den heutzutage eingesetzten Haushaltreinigern. Gerade wenn der Kunde sich eine besonders dunkle Fuge wünscht, ist die Verwendung eines Epoxidharzfugenmörtels zu empfehlen. Aber Achtung: Ist die Entscheidung zugunsten eines solchen Epoxidharzfugenmörtels gefallen, wird in der Regel nur der Duschbereich mit diesem verfugt. In den restlichen Bereichen des Bodens kann ein zementäres System zum Einsatz kommen.

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Kapillarblocker aus MS-Polymer

Fazit

Stufenlose offene und bodengleiche Duschen sind für alle beteiligten Gewerke ein Aufgabenfeld mit wachsendem Mehrwert. Kunden lassen sich von den Vorteilen schnell überzeugen. Einerseits macht das Duschen einfach mehr Spaß, wenn man statt einer kleinen Zelle ausreichend Freiraum um sich hat, andererseits sind diese Badbereiche besonders komfortabel zu betreten, zu benutzen und nicht zuletzt verhältnismäßig leicht zu reinigen.
Spätestens im Alter weiß man derlei besonders zu schätzen – nicht zuletzt die Demografie spielt daher dem Handwerk klar in die Hände.

Im Rahmen der Planung und Erstellung ist es wichtig, die richtigen Abdichtungsprodukte zu verwenden. Der Bereich bodengleicher Duschen ist nach der DIN 18534 der Wasserbeanspruchungsklasse W2 I zuzuordnen. Demzufolge sollte man bei der Auswahl des Systems nur Produkte verwenden, die nicht nur einzeln, sondern auch im Systemverbund geprüft wurden und den Anforderungen der DIN 18534 entsprechen. So gehen Sie auf Nummer sicher, dass die Freude am Duschen Ihrem Kunden lange erhalten bleibt.


KURZ ERKLÄRT

Typologie bodengleicher Duschen

  • Bodengleiche Duschen ohne Unterbodenelement
    Dabei wird der Bodenablauf vom Fliesenleger flächenbündig in den Fußboden eingebaut und das Gefälle manuell in den Estrich eingearbeitet. Der Ablauf kann beliebig gesetzt werden. Allerdings sollte stets sichergestellt sein, dass der Bodenablauf über eine der DIN 18534 entsprechende Dichtmanschette verfügt.
  • Bodengleiche Duschen ohne Unterbodenelement mit Linienentwässerung
    Dabei wird eine Ablaufrinne aus einem flachen Edelstahl-U-Profil mit eingebautem Gefälle flächenbündig eingebaut und mit einer Abdeckung aus Edelstahl oder dem jeweiligen Bodenbelag belegt. Das Duschwasser verschwindet in der schmalen Fuge zwischen Abdeckung und angrenzendem Bodenbelag.
  • Bodengleiche Duschen mit Unterbodenelement
    Dabei wird ein wasserdichtes Duschboard mit Polystyrol-Hartschaumkern (circa vier Zentimeter dick) in den Estrich eingebaut und kann direkt danach mit einem Bodenbelag nach Wahl – zum Beispiel aus Keramik, Naturstein oder Glasmosaik – gefliest werden. Dabei ist auf eine entsprechende Systemprüfung zu achten. Der große Vorteil der Duschboards liegt im vorgefertigten Gefälle und im werksseitig eingedichteten Bodenablauf.


Autor:
Andreas Vierke
Produktmanager Bauplatte & WRS System, Botament Systembaustoffe

zuletzt editiert am 11.03.2021