Kuchendiagramm der Fliesenimportländer nach Deutschland
Italien bleibt größter Importeur, hat 2022 aber 2,8 Prozent weniger Fliesen in Deutschland abgesetzt als im Vorjahr. (Quelle: BKF)

Aktuell 8. May 2023 Entwicklung des Fliesenmarktes 2022/2023

Industriestrompreise auf Höchstniveau, Produktionseinschränkungen und Kostenanstieg: Der Bundesverband keramische Fliesen berichtet, wie sich die Branche unter diesen Bedingungen schlägt.

Diese Rahmenbedingungen, eine Inflation von 8,7 Prozent im Jahresdurchschnitt und die Erhöhung der Bauzinsen auf 3 bis 4 Prozent schlugen auch auf die Baukonjunktur durch: Der Umsatz im Wohnungsbau fiel real um 3,8 Prozent, es gab 16,5 Prozent weniger Auftragseingänge. Im Januar 2023 brachen dann sowohl Auftragseingänge mit real -32,7 Prozent und Baugenehmigungen (EFH: -25,5 Prozent; ZWH: -48,4 Prozent; MFH: -28,6 Prozent) ein.

Trotz dieser alarmierenden Vorzeichen besteht ein noch recht solider Auftragsbestand, der, soweit keine zusätzlichen Erschwernisse dazukommen, die negative Entwicklung über das Jahr abfedern kann.

Weniger Fliesenabsatz

Auch der deutsche Fliesenmarkt ist von dieser Entwicklung nicht verschont geblieben. Der Verbrauch ging 2022 gegenüber dem Vorjahr um 1,8 Prozent zurück – was einem Fliesenabsatz von 132,9 Millionen Quadratmetern keramischen Wand- und Bodenfliesen entspricht.

Die Produktion ist europaweit rückläufig. In Deutschland betrug das Minus in der Menge über sämtliche Hersteller 11,2 Prozent. Die Produktion der BKF- Mitgliedsunternehmen lag bei -8,2 Prozent. Die Importe stagnierten bei -0,5 Prozent, die Exporte verzeichneten Rückgänge von insgesamt -10,8 Prozent.

Lagen die Importe im ersten Halbjahr 2022, bedingt auch durch Vorzieheffekte noch bei knapp +10 Prozent, brachen sie im dritten und vierten Quartal ein. So bleibt Italien zwar größter Importeur, musste jedoch über das gesamte Jahr Absatzeinbußen von -2,8 Prozent hinnehmen. Zuwächse verzeichneten hingegen türkische und spanische Hersteller mit 10,9 Prozent beziehungsweise 5,1 Prozent. Importe aus Polen, der Tschechischen Republik sowie Portugal lagen bei -4,6 Prozent bzw. -7,1 Prozent. Der Anteil der Importe nach Deutschland aus Italien lag bei 52 Prozent, der aus der Türkei stieg auf 16 Prozent, der auf Spanien lag bei 10 Prozent und der aus Polen bei 9 Prozent.

Die Exportentwicklung keramischer Fliesen entspricht der schwierigen Marktlage im europäischen Umfeld. 2022 wurden insgesamt 23,5 Millionen Quadratmeter aus Deutschland exportiert (-10,8 Prozent). Allerdings konnten die Exporte in Nicht-EU-Länder wie die Schweiz (+1,7 Prozent) und in die USA (+87,6 Prozent) ausgebaut werden.

Preiserhöhungen von 20 Prozent

Gekennzeichnet war der Fliesenmarkt nicht allein durch die oben beschriebene Entwicklung der Absätze, sondern vor allem durch Extreme bei der Energiebelieferung. Aufgrund der reduzierten Gaslieferungen aus Russland schoss der Preis für Gas und Strom unvorhersehbar in absurde Höhen. Im Durchschnitt lagen laut Statistiken die dadurch nötigen Preiserhöhungen im Vergleich 2022 zu 2021 bei circa 20 Prozent. Einige Länder profitierten in besonderem Maße von staatlicher Unterstützung. Hersteller aus der Türkei, Spanien, Portugal und Polen konnten ihre Preise deutlich über diesem Durchschnitt erhöhen. An der Spitze liegen polnische Hersteller mit Preiserhöhungen um 43,9 Prozent.

Verbraucher sind bereit, die Mehrkosten zu tragen.

Bundesverband Keramische Fliesen

Prognose Marktentwicklung  2023

Der Jahresbeginn 2023 zeigt trotz der soliden Auftragslage bei Verlegern einen schwierigen Start. Teilweise noch gut gefüllte Läger beeinträchtigen den Absatz. Handel und Industrie ringen um eine Normalisierung des Marktgeschehens nach dem turbulenten Jahr 2022. Viele Marktteilnehmer wünschen sich Verhältnisse wie vor der Energiekrise und einige suchen ihren Erfolg im Einkauf von Billigware aus fern gelegenen Ländern wie etwa Vietnam und Indien. „Dabei wird übersehen, dass das Kostenniveau in der EU auf allen Ebenen nicht mehr auf das von vor 2022 zurückgedreht werden kann und bei Verbrauchern die Bereitschaft besteht, die inflationsbedingten Mehrkosten zu tragen. Trotz aller Widrigkeiten sehen wir für die keramische Fliese in Deutschland eine gute Zukunft“, so der BKF. Da der Fliesenabsatz bereits in den vergangenen Jahren überwiegend dem Renovierungs- und Sanierungsmarkt zu verdanken ist, trifft der Einbruch des Neubausektors die Fliesenhersteller nicht mit voller Wucht. Im Gegenteil kann die Fliese aufgrund ihres geringen Wärmewiderstands ein relevanter „Systempartner“ im Bereich energetische Sanierung werden. Zudem bedient die Fliese das steigende Bedürfnis von Bauherren und Architekten nach nachhaltigen Bauweisen wie kaum ein anderer Oberflächenbelag

zuletzt editiert am 08.05.2023